Zwei Filme auf ARTE haben mir verstärkt in Erinnerungen gerufen, wie wichtig stimmige Berührungen für uns Menschen sind: «Haut an Haut - Eine kurze Kulturgeschichte der Berührung» (in der Schweiz nur mit VPN abspielbar) und «Die Macht der sanften Berührung».
Vielen Menschen wird wohl der Mangel an Berührung in der Corona-Zeit deutlich stärker bewusst geworden sein. Nur schon ein Händeschütteln werden viele schmerzlich vermissen, weil dies eine grosse Wirkung auf die Qualität eines Kontaktes haben kann - und damit auf das eigene Wohlbefinden. Selbst spontane eher beiläufige Berührungen haben eine oft grössere Wirkung auf den Kontakt zum Gegenüber, als man meinen könnte.
Mir ist z.B. noch heute in bleibender Erinnerung, wie ich einmal vor gut 25 Jahren im Zug sass und im selben Abteil zwei Frauen auf den Fensterplätzen eine angeregt Unterhaltung führten. Ich hatte damals zufällig eine Hand auf meinem Knie und ging meinen Gedanken nach. Plötzlich kam der Handrücken meiner Sitznachbarin ebenso zufällig mit meinem Handrücken in Berührung. Offenbarbar empfanden wir beide diese ausgesprochen sanfte Berührung als ziemlich angenehm, sodass wir die Hände in dieser Position beliessen, ohne sonst Notiz voneinander zu nehmen. Das dauerte ziemlich lange so und ihr wie mir schien dies derart zu gefallen, dass wir keine Anstalt machten, daran etwas zu ändern, bis sie schliesslich aussteigen musste und wir uns einen kurzen, aber intensiven und verständigen Blick zuwarfen. Dieses spontane und singuläre Ereignis war für mich offenbar derart angenehm und im wahrsten Sinne des Wortes berührend, dass die Erinnerung bis heute geblieben ist. Beim Schauen der erwähnten beiden Filme auf ARTE hat sich diese Erinnerung wieder aktualisiert. Wie in einem der beiden Filme zu sehen ist, haben Hautforscher in der Zwischenzeit einen neuen Typ von Nervenzellen in der Haut entdeckt haben, die nur dafür da sind, sanfte Berührungen wahrzunehmen, respektive die entsprechenden Signale weiterzuleiten. Dieses Forschungsergebnis lässt mich meine Erfahrung aus einer erweiterten Sicht sehen: Meine damalige Erfahrung hat sich offenbar auch deshalb so stark in meiner Erinnerung eingeprägt, weil diese lange, sehr sanfte Berührung spezifisch exakt jene Zellen angeregt haben muss.
Aber zurück zur überlebenswichtigen - wie auf ARTE gezeigt - Bedeutung von Berührung in der Corona Zeit: Wie oft habe ich schon gehört, wie sehr die Einschränkung des direkten sozialen Kontaktes als schwerwiegendes Manko wahrgenommen wird. Und in den News ist zu lesen, wie gross der Einfluss dieses Mankos z.B. auf die Zunahme an Depressionen und Suchtverhalten aller Art ist. Umso mehr hoffe ich, dass wir uns der Bedeutung von Berührung in der Nach-Corona-Zeit erst recht besinnen, und nicht nur nachholen, was uns verwehrt blieb, sondern möglichst auch bewusster und achtsamer stimmige Berührungen in unser Zusammenleben integrieren!
Deshalb plane ich schon jetzt, dannzumal eine neue Art von Gruppenarbeit anzubieten, in welcher auch Berührungserlebnisse einen tragenden Bestandteil bilden werden. Dazu folgen zur gegebenen Zeit mehr Informationen.
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